Liebe Leserinnen und Leser,
…dass sich der Umgang miteinander in den letzten Monaten nachhaltig verändert hat, betrifft natürlich auch unseren Job. Man begegnet sich immer seltener, man spricht über Telefon oder Videochat statt von Angesicht zu Angesicht. Für die Spiele der Fußball-Bundesliga heißt das: Es gibt keine Mixed Zones mehr. Die Bereiche, in denen nach dem Abpfiff Journalistinnen und Journalisten auf die Profis trafen, sind seit Monaten zu. Stattdessen gibt es Telefonrunden, TV-Interviews oder aufgezeichnete Statements. Das verändert unsere Arbeit enorm, denn es fehlt der persönliche Kontakt. Und so sitzen wir an unseren Homeoffice-Arbeitsplätzen – unsere Büros in der AZ/WAZ-Sportredaktion besuchen wir seit März nur noch äußerst sporadisch – und versuchen, das Beste aus der Lage zu machen, Sie jeden Tag wieder online im SPORTBUZZER und in der gedruckten AZ/WAZ auf dem Laufenden zu halten.
Aber: Wir haben überhaupt keinen Grund, uns zu beklagen. Denn wir können arbeiten, wir können unserem Job weiter nachgehen. Mit Einschränkungen, ja. Mit veränderten Abläufen, ja. Und manchmal auch mit dem Gefühl: Wir könnten es besser hinbekommen, wenn die Zeiten „normal“ wären – wohl wissend, dass das „normal“ von gestern kaum wieder das „normal“ von morgen sein wird. Doch im Großen und Ganzen sind die Auswirkungen der Pandemie auf unsere Arbeit milde. Und sie sind nicht zu vergleichen mit medizinischen und wirtschaftlichen Notlagen anderswo. Was dazu kommt: Sich mit so etwas „Unwichtigem“ wie Sport beruflich beschäftigen zu dürfen, habe ich immer als Privileg empfunden – und dieses Gefühl ist in diesen Zeiten stärker denn je.
Und manche Dinge haben sich auch gar nicht verändert – wenn wir mit Fußballern sprechen, die früher mal beim VfL waren und mittlerweile anderswo spielen, haben wir das immer schon per Telefon gemacht. In dieser Woche sprach ich auf diesem Weg lange mit Robin Knoche, der am Samstag erstmals bei einem Wolfsburger Bundesliga-Spiel auf dem Platz steht, ohne dabei das VfL-Trikot zu tragen. Wie es dem Neu-Berliner bei Union geht und was er zum Wiedersehen mit seinem Ex-Klub (für den er 15 Jahre spielte!) sagt, lesen Sie am Samstag in der AZ/WAZ und
bereits jetzt im SPORTBUZZER.
Im Interview mit Knoche war Corona kein Thema – ansonsten aber gehörte die Pandemie auch beim VfL zu den beherrschenden Themen der vergangenen Wochen. Die Wolfsburger waren besonders stark betroffen – und mussten sich auch eine Diskussion darüber gefallen lassen, ob sich Profis
in Zeiten von Kontakteinschränkungen wirklich zum Fußballgucken treffen sollten. Wie schwierig der Umgang mit betroffenen Spielern ist, zeigt
der Fall Maxence Lacroix. Der Verteidiger spielte nach einer Covid-Infektion wieder, um dann doch von den Ärzten ein erneutes „Stopp“ zu bekommen. Wer jetzt urteilt, dass da wohl zu früh und womöglich fahrlässig grünes Licht gegeben wurde, dem sei gesagt: Infektionsverläufe sind immer noch äußerst schwer vorherzusagen, selbst bei aller gebotenen medizinischen Sorgfalt. Dass Lacroix nun gegen Union nicht spielt, ist eine Vorsichtsmaßnahme, die sinnvoll ist. Denn Sport ist nach wie vor viel zu unwichtig (siehe oben), um dafür die Gesundheit aufs Spiel zu setzen.
Dass man Sport nicht so ernst nehmen muss, ist allerdings im Moment vor allem Schalke-Fans nur schwer zu erklären. Obwohl es quasi zur Schalker DNA gehört, seine Anhänger immer mal wieder leiden zu lassen, ist die aktuelle Lage besonders schlimm. Wir haben Fans gefragt, wie sie es sehen – und einer hatte sogar eine ganz konkrete Idee,
welcher VfL-Profi den Königsblauen aktuell weiterhelfen könnte.