Liebe Leserinnen und Leser,
…goedemiddag! Wir werden uns wohl daran gewöhnen müssen, dass Niederländisch in Wolfsburg Fußball-Umgangssprache wird. Und dass nicht nicht nur, weil
Mark van Bommel neuer Trainer der VfL-Männer werden soll und weil Wout Weghorst hoffentlich Champions-League-Tore schießt, sondern auch, weil die VfL-Frauen nach aktuellem Stand zur kommenden Saison fünf (!) niederländische Spielerinnen haben werden, und dazu einen Trainer, der lange in den Niederlanden gearbeitet hat. An dieser Stelle eine kleine Runde Klugscheißerei: Holland, wie wir unser Nachbarland gern nennen, ist nur ein Teil der Niederlande, nämlich der an der Küste, wo die Provinzen Noord-Holland (mit Amsterdam) und Zuid-Holland (mit Den Haag und Rotterdam) liegen. Mark van Bommel ist demnach nicht Holländer, sondern Limburger – ebenso sein
designierter Co-Trainer Kevin Hofland. VfL-Torjäger Weghorst wiederum kommt aus der Provinz Overijssel, gleiches gilt für seinen Vorgänger in der Rolle des Wolfsburger Top-Stürmers, Bas Dost, sowie für Jill Roord, Neuzugang der Wolfsburger Frauen. Auch die anderen „Holländerinnen“ des VfL kommen aus Utrecht, Limburg oder Noord-Brabant.
Ex-VfL-Trainer Andries Jonker dagegen ist wirklich Holländer – er kommt aus Amsterdam. „Klugscheißer“ heißt auf Niederländisch übrigens „Wijsneus“, aber das nur nebenbei.
In Hessen sagt man übrigens „Spitzklicker“, wenn einer immer etwas besser weiß oder gewusst haben will. Zum Beispiel, dass dort
Oliver Glasner Trainer bei Eintracht Frankfurt wird, was ebenso vorhersehbar war wie es kurios ist – denn weil er
mit dem VfL Wolfsburg zuvor Vierter wurde und die Eintracht nur Fünfter, hat er sich quasi selbst als der Champions League gekickt, damit „een kans voor open doel“ verpasst, wie man in der Heimat seines Nachfolgers sagt.
Zu den Gründen der Trennung zwischen Glasner und dem VfL wurde schon viel gesagt
und geschrieben, unterm Strich steht die Erkenntnis: Weder Verein noch Trainer waren an einer weiteren Zusammenarbeit sonderlich interessiert, schon beim Transferstreit im vergangenen Herbst wurde eine Trennung nur haarscharf vermieden. Was „Tempo en Diepgang“ auf Deutsch heißt, können Sie sich in diesem Zusammenhang wahrscheinlich denken.
Tiefgang in ganz anderem Sinn hat jedes Gespräch mit Almuth Schult. Die Torfrau des VfL Wolfsburg ist nach Schulter-OP und Schwangerschaft wieder zurück und wird – da bin ich mir ziemlich sicher – demnächst die einzige Mutter in der deutschen Nationalmannschaft sein. Über den Zusammenhang von Kindern und Karriere, über ihre Rolle als Vorreiterin und über das anstehende
Pokalfinale gegen Eintracht Frankfurt (ausgerechnet; vielleicht schaut sich Glasner das ja an) habe ich mit ihr sprechen können –
das Ergebnis lesen Sie hier.
Eine Woche nach dem Pokalfinale steht für die VfL-Frauen der letzte Bundesliga-Spieltag an, an einen neuen Trainer der Männer haben wir uns bis dahin wohl schon ein wenig gewöhnt. Und dann? Dann ist gleich zweimal EM. Zuerst spielt
Ridle Baku mit der deutschen U21 die EM-Endrunde, am Montag steht das Viertelfinale gegen Dänemark an, wenn es gut läuft, folgen Halbfinale (Donnerstag) und Endspiel am dann folgenden Sonntag. Am 11. Juni geht dann schon die „richtige“ EM los, die trotz aller Corona-Widrigkeiten in ganz Europa stattfinden wird. Was vor vielen Jahren vielleicht noch wie eine ganz gute Idee klang, ist mittlerweile angesichts der gerade ziemlich stark unterschätzten Pandemie-Lage Wahnsinn – aber es wird, wie so vieles im internationalen Fußball – durchgezogen, weil der Sport und seine Vermarktung eine (zu) starke Lobby haben.
Die VfLer Kevin Mbabu und Admir Mehmedi müssen mit der Schweiz zum ersten Spiel nach Baku, Josip Brekalo muss mit Kroatien nach London, die beiden Österreicher Xaver Schlager und Pavao Pervan nach Bukarest.
Wout Weghorst hat‘s da leichter, er spielt mit dem Oranje-Team alle drei Vorrunden-Partien tatsächlich in Amsterdam und damit in dem Teil der Niederlande, der wirklich Holland heißt.