Liebe Leserinnen und Leser,
…man trifft ja im Moment nicht viele Leute, umso schöner ist es, wenn einem beim Einkaufen dann doch einmal jemand Bekanntes über den Weg läuft, mit dem man durch die Maske und mit Abstand zwei, drei Sätze über Fußball wechseln kann. Warum, diese Frage bekam ich bei dieser Gelegenheit gestellt, berichtet ihr eigentlich
so viel über Oliver Glasner? Das sorge doch für Unruhe und die könne beim VfL im Moment keiner gebrauchen. Es folgte ein kurzer Dialog mit Argumenten, dann lenkte mein Gesprächspartner ein. Man könne, so fasste er zusammen, ja auch den Regen nicht dadurch stoppen, dass man einfach den Wetterbericht weglässt. Ich habe ihm versprochen, mir das Argument zu merken.
Ob man die unklare Zukunft des VfL-Trainers nun Eiertanz, Hängepartie oder branchenübliches Pokerspiel nennen mag – es gehört zu den spannenden Sport-Themen dieser Woche. Aber so heiß man das auch diskutieren mag, das aufregendste Thema ist deutlich kälter. Genauer gesagt: rund minus 4 Grad kalt. Das ist die Oberflächentemperatur einer Sportart, in der an diesem Freitag Sporthistorisches geschehen kann. Das Wolfsburger Eishockey ist reich an wilden Geschichten, die größte können die Grizzlys heute Abend schreiben – wenn sie mit einem Sieg in Berlin den ersten Meistertitel in den Allerpark holen. Es wäre die Krönung einer Entwicklung, die in den 90er Jahren begann, mit Klubs die ESC oder EC hießen, mit Pleiten (nicht nur sportlichen), Neugründungen und einer speziellen Aura, die diesen Sport immer umgab. Was auch für die Berichterstattung galt. Journalisten, die in Wolfsburg über zweit- und drittklassige Eishockey-Ligen berichteten, teilten sich einst eine Holzpritsche mit dem DRK, direkt hinter den Strafbänken – was den Vorteil hatte, dass man die ersten Kurz-Interviews schon dort führen konnte, wenn die Partie noch lief. Das war nicht unwichtig, denn Eishockeyspiele fanden schon immer spät statt, ohne Handy und ohne Internet eine echte Herausforderung. Im Sanitätsraum im Kabinengang hatte die AZ/WAZ darum jahrelang einen eigenen Telefonanschluss. Den Spielbericht in die Redaktion durchzugeben, während direkt daneben eine geplatzte Augenbraue getackert wird, gehört zu den speziellsten Erfahrungen in unserem Job.
Heute ist auch Eishockey ein TV-Event – auch wenn es das entscheidende Spiel
nicht live im Fernsehen gibt. Wer aber ein Magentasport-Abo hat, darf dabei sein, wenn es um alles geht und wenn sich wieder eine Play-Off-Binsenweisheit zeigt: Wer in diesem Sport Meister werden will, muss eigentlich immer nur ein einziges Spiel gewinnen: das letzte der Saison.
Glasners Zukunft unklar, der VfL kämpft um die Champions League, die Grizzlys wollen Meister werden, die beste Judoka der Region
steht kurz vor der Olympia-Quali – das reicht eigentlich schon für eine richtig pralle Sportwoche. Doch der Sonntag bietet noch ein echtes Highlight, den „Classico“ des deutschen Frauenfußballs, der live ab 13 Uhr im dritten Programm des NDR übertragen wird. Monatelang hatte es so ausgesehen, als könnte dieses Top-Spiel bedeutungslos werden, so dominant trat der FC Bayern auf, wirkte unbesiegbar und souverän. Dann wurde es binnen weniger Wochen spannend: Erst besiegte der VfL den FCB im Pokal-Halbfinale, dann kassierten die Münchnerinnen eine Niederlage gegen Hoffenheim. Und so wird das Spiel in Wolfsburg doch nicht zum vorentscheidenden Duell um die Meisterschaft, das wir im Vorfeld natürlich ausführlich beleuchtet haben – unter anderem mit drei spannenden Interviews, in denen die beiden Kapitäninnen
Alexandra Popp und
Lina Magull sowie
VfL-Trainer Stephan Lerch uns ihren Blick auf das Spiel und ihre Sportart geschildert haben. Außerdem spannend:
Almuth Schult könnte beim VfL wieder im Tor stehen – und Ex-Bayern-Spielerin
Jill Roord in der kommenden Saison für die Wolfsburgerinnen auflaufen.