Liebe Leserinnen und Leser,
dass das Jahr 2020 nun wirklich mal weg kann, hat viele Ursachen.
Am Mittwoch kam eine weitere dazu. „Gott ist tot“, titelte die französische Sportzeitung „L‘Equipe“, was natürlich extrem übertrieben ist, schließlich war Diego Maradona auch nur ein Fußballspieler. Aber er war für viele Menschen, vor allem in Neapel und in seiner Heimat Argentinien, eben auch noch ganz viel mehr. Die Mischung aus übertrieben großem Talent, Erfolg und der Unfähigkeit, mit beidem auch neben seiner eigentlichen Bühne gesund umzugehen, erinnert nicht zuletzt durch seinen frühen Tod an Michael Jackson. Und so bleibt der wahrscheinlich einzige Fußballer, der eine WM quasi allein gewann (1986), auch über seinen Tod hinaus eben nicht nur ein Fußballspieler, sondern auch ein popkulturelles Phänomen. Wie sehr seine Karriere, sein Leben und sein Spiel nachwirken, haben wir erfahren, als wir mit heimischen Fußballern über Maradona sprachen. Fast keiner von ihnen hatte ihn je live im Fernsehen spielen sehen, aber für alle hatte er auf irgendeine Art eine Bedeutung. Und wir selbst waren überrascht, wie verschieden der Blick auf einen der größten Fußballer aller Zeiten auch in Fallersleben, Vordorf oder Parsau sein kann. Was bedeutet Diego Maradona den Amateurkickern heute noch? Die Antworten finden Sie
in unserer Geschichte „Zehn Zehner über die große Nummer 10“.
Die aktuelle 10 beim VfL heißt Yunus Malli, und er passt so gar nicht in die Reihe der Wolfsburger Zehner, denn ganz im Gegensatz zu Krzysztof Nowak, Stefan Effenberg, Diego oder Zvjezdan Misimovic spielt er sportlich kaum eine Rolle. Der Fußball hat sich verändert, klassische Spielmachertypen gibt es immer seltener. Und so peilen Wolfsburgs Profi-Kicker ohne Zehner heute Abend einen ganz besonderen Sieg an –
den 300. ihrer Bundesliga-Geschichte, ausgerechnet gegen den SV Werder Bremen, gegen den gut sieben Jahre zuvor auch schon der 200. Sieg gelungen war. Beim 3:0 damals an der Weser gehörte Maximilian Arnold zu den Torschützen, wenige Wochen zuvor hatte er sein letztes A-Jugend-Tor erzielt, zufälligerweise ebenfalls gegen Werder. Für unseren Kollegen Marcel Westermann war die Zahl „300“ eine willkommene Gelegenheit, um noch einmal auf etwas hinzuweisen, was außerhalb Wolfsburgs oft noch anders gesehen wird:
Der VfL ist auf eine Art ein Traditionsklub in der 1. Liga.
Für die beiden Werners in Gifhorn ist das Engagement für den Fußball Spaß und Ehrensache, anderswo spielt Geld stets eine Rolle – auch im Frauenfußball, der sich seit Jahren immer stärker professionalisiert. Damit werden auch Ablösesummen ein Thema, mit dem wir uns als Sportredaktion beschäftigen müssen. Entsprechend aufmerksam wurden wir, als im Internet von 100.000 Euro die Rede war, die der VfL angeblich
für das dänische Abwehrtalent Sofie Svava bezahlt hat. Gemessen an den Summen im Männerfußball scheint das lächerlich wenig, für den Frauenfußball aber sind sechstellige Summen (noch) Ausnahmen. Unsere Nachfragen ergaben: Es sind „nur“ gut 50.000 Euro, die der VfL an den schwedischen Rekordmeister FC Rosengard überweist. 100.000 oder 50.000? Selbst für einen finanziell gut ausgestatteten Bundesligisten wie den VfL macht das einen großen Unterschied – die Maßstäbe sind eben doch noch ganz andere als bei den Männern.
Und wo wir gerade bei Maßstäben sind: Es gibt immer Wichtigeres als sportlichen Erfolg, daran werden wir in Corona-Zeiten häufiger erinnert als uns manchmal lieb ist. Der Fall des Wolfsburger Eishockey-Profis Janik Möser ist dafür ein gutes Beispiel –
warum das so ist, lesen Sie hier.